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Urlaub in Berlin und Mecklenburg-Vorpommern

Irgendwo muss doch hier noch dieses Brandenburger Tor stecken? Wer sich wie Franziska und Katharina auf den Trampelpfaden der Cape Breton Highlands, den Fluren der Inglis Street Elementary School und den Wanderwegen des Point Pleasant Parks auskennt, sollte ja wohl seine Eltern locker durch Berlin führen können. Aber die beiden haben es nicht leicht. Zwar ist alles gut ausgeschildert, doch Berlin hat ganz einfach sehr viel mehr Straßen als die Cape Breton Highlands Trampelpfade. Das kann ganz schön verwirren.

Die Idee zur Berlinfahrt stammt übrigens aus Kanada. Was war es da spannend: nette Leute, wilde Tiere - Adler, Elche, Wale - überhaupt Natur en masse und an jeder Ecke Neues zu entdecken. Ginge das so ähnlich auch in Deutschland? Vielleicht mit ein bisschen Kultur und Geschichte noch dazu? Felix hat den goldenen Tipp: “In Berlin sind doch die supernetten Leute,” sagt er und meint damit seinen besten Freund Jasper, der mittlerweile in Berlin-Frohnau wohnt. “Komm, lass uns da hinfahren. Man soll’s doch auch schön haben im Urlaub.”

Mechthild und Michael überlegen noch ein bisschen. In Mecklenburg, das wissen sie noch von früher, gibt es alles, was die Familie Heinzelmann sonst noch für den Urlaub braucht: Ruhige Zeltplätze, weite Paddelreviere, See- und Fischadler. Also Kanu aufs Auto und auf nach Berlin und Mecklenburg, wo Natur, Kultur und die netten Leute zu Hause sind.

Nun beginnt ein Urlaub ja immer mit der Anreise, und die fällt mal wieder - Felix kennt das noch vom Hinflug nach Halifax - auf Felix’ Geburtstag. Schön ist anders, aber Jaspers großer Bruder Linus weiß Rat. “Dann müsst ihr für Felix aber alle 100 Kilometer ein Geschenk mitnehmen.” Ein guter Tipp. Sechs kleine Geschenke sprengen nicht den Kofferraum, und die Eltern trauen im Auto ihren Ohren nicht. Auf der Rückbank, wo sich die Kindergespräche für gewöhnlich sehr eindringlich darum drehen, wessen Gebiet wo beginnt und endet, herrscht zufriedenes Lego und Playmo spielen. Mechthild und Michael haben dazugelernt, Geburtstage können höchst erträgliche Reisetage sein.

Vom Zeltplatz am Werbellinsee aus erkunden wir Berlin und Umgebung. Zwei stramme Tage erwarten uns auf unserer Exkursion durch Höhen und Tiefen der deutschen Zeitgeschichte: Brandenburger Tor, Reichstag, ehemaliger Mauerverlauf, Holocaust Mahnmal, Potsdamer Platz, Gendarmenmarkt und Alexanderplatz liegen in fußläufiger Entfernung, dann mit der U-Bahn zum Döner essen nach Kreuzberg und nachsehen, ob Ku’damm und Gedächtniskirche noch stehen.

Im Berliner Umland besuchen wir die Klosterruine Chorin und das Schiffshebewerk Niederfinow, wobei letzteres bei den Kindern den nachhaltigeren Eindruck hinterlässt. Endlich mal ein richtiges Bauwerk, nicht so was fitzeliges. Die gewaltige Stahlkonstruktion ist in der Tat nicht von schlechten Eltern. In einem 85 m langen Trog - oder wie Katharina sagt, einer Superbadewanne - hebt sie Schiffe bis zu eben dieser Länge vom Odertal in den 36 m höheren Oder-Havel-Kanal.

Im Gegensatz dazu entfaltet der Werbellinsee seine Reize eher im Kleinen - Marienkäfer! Die Käfer, die an der Ostsee vielerorts zur Plage ausarten, treten weiter im Binnenland immerhin noch so häufig auf, dass sie die Paddelausflüge durch immerwährende Rettungsaktionen auflockern.

“Daddy, there’s a ladybug!” Bordsprache im Kanu ist nämlich englisch. “Let’s rescue him.”

“But we’ve already 20 of them on board.”

“This one is drowning! Hurry up, turn left!”

”OK, OK”, grummel grummel, ...

Aber immerhin, Seenotrettungsmanöver schulen im Manövrieren. Und außerdem sorgen sie für abwechslungsreiches Programm auf dem Zeltplatz, denn die geretteten Käfer sollen es gut haben. Und so ziert denn auch bald eine prächtige Marienkäfer-Aufzuchtstation den Sandstrand des Zeltplatzes.

Auf Zeltplätzen am Zootzensee südlich von Mirow und am Dreetzsee bei Feldberg wird die Tierwelt spektakulärer. Neben den bei den Kindern noch immer heiß geliebten Marienkäfern sichten wir regelmäßig Rohrweihen, Fisch- und Seeadler. Überhaupt ist jetzt Natur und Erholung angesagt. Paddeln also, und Katharina und Felix wissen in seltener Eintracht auch ganz genau, wie sie das am liebsten machen. Mitten auf dem See kann man so toll Pause machen, sich ins Boot legen und treiben lassen.

Und außer paddeln? Schwimmen natürlich. Franziska und Michael üben Kraul, Felix übt auf Bronze und Katharina auf Seepferdchen. Und Mechthild genießt. Dass sich auf einmal alle selbst beschäftigen und dass insbesondere im Dreetzsee das Wasser klar wie in einem Schwimmbad ist.

Auf dem Weg nach Schwerin legen wir in Güstrow eine ausgedehnte Pause ein. Backsteingotik und Ernst Barlach erwarten uns, wenn auch nicht zu jedermanns Freude. Katharina protestiert, “Schon wieder Kirche,” kann sich aber nicht durchsetzen und trottet tapfer durch Dom und Marienkirche hinterher.

Schwerin ist dann ganz was für Mechthild. Bundesgartenschau. Auf 500.000 Quadratmetern Blumen über Blumen, und Mechthilds grüne Daumen fangen verdächtig an zu jucken. Aber selber gärtnern ist auf Bugas nicht so gern gesehen und so verbringen wir den Tag fotografierend und wandernd zwischen Schlossgarten, Burggarten, Garten am Marstall, Küchengarten, Ufergarten, Naturgarten, ....... jedenfalls mehr Gärten als Michael sich jemals wird merken können.

Letzte Station Bremen, wo wir mit unserer Osnabrücker Verwandtschaft verabredet sind. Während sich Felix den wichtigeren Fragen des bremischen Kulturlebens widmet, “Hat der Mesut Özil mehr Match Attax Punkte als Marko Marin?,” von seinem überfragten Vater aber keine brauchbare Antwort erhält, nutzt Katharina den Besuch des gotischen Doms zum Vortragen bewährter Argumente, “Schon wieder Kirche!,” ist aber in Gedanken schon ganz auf dem Zeltplatz, wo sie endlich wieder mit Theresa und Philipp spielen kann. Und so enden drei Wochen Urlaub wie sie begonnen haben, mit zelten, grillen und netten Leuten. Man soll’s ja auch schön haben im Urlaub.

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